Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Bolay, sehr geehrte Bürgermeister Rommel und Lübke, sehr geehrte Damen und Herren,
Ja, das Hallenbad ist defizitär und schlägt sich damit negativ im Haushalt nieder. Das vorgeschlagene Konzept, das vorrangig Reduzierung von Personal und zugleich eine Mehrbelastung vor allem für Schulen und Vereine vorsieht, sehen wir jedoch nicht als langfristig tragfähig an. Wir sehen darin noch deutlichen Überarbeitungsbedarf. Mit einem zukunftsfähigen Hallenbadkonzept wollen wir als Grüne Fraktion aktiv in die Zukunft gehen.
Wir stehen klar zu diesem Hallenbad. Es ist für viele Menschen in unserer Stadt ein wichtiger Ort der Bewegung, der Begegnung und der Gesundheitsförderung. Gerade für Kinder, Jugendliche, ältere Menschen und Bürger*innen ist das Schwimmen in einem öffentlichen Bad eine essenzielle Möglichkeit der Teilhabe an Sport und Freizeit. Wir können als Stadt nicht nur Vereine fördern, sondern müssen auch Bürger*innen, die nicht in Vereinen organisiert sind, die Möglichkeit geben, ihren Sport auszuüben.
Ein Hallenbad ist öffentliche Daseinsvorsorge – und kein reines Rechenmodell für einen Posten im Haushalt.
1. Öffnungszeiten müssen öffentlichkeitsfreundlich bleiben
Eine Öffnung mit Fokuszeiten insbesondere am Wochenende als „Familientage“ reicht uns nicht aus.
Es braucht attraktive und regelmäßige Öffnungszeiten für die Allgemeinheit – auch unter der Woche für die Schwimmer und Schwimmerinnen. Denn attraktive Zeiten werden auch genutzt! Das wirkt sich positiv auf die Einnahmen aus – und macht den Arbeitsplatz für das dringend benötigte Personal, insbesondere für Badeaufsichten, deutlich attraktiver.
2. Wirtschaftlichkeitsrechnungen: Viele Annahmen sind zu optimistisch
Im vorgelegten betriebswirtschaftlichen Konzept sehen wir zahlreiche Beispielrechnungen, die uns nicht überzeugen.
Beispiele:
- Einnahmen aus Vermietungen sind aus unserer Sicht überhöht angesetzt.
- Auch wie (siehe Seite 4 der Vorlage) 5 geplante zusätzliche Wochenstunden Schulschwimmen, was einer Erhöhung um 16% entspricht, zu einer Verdopplung der Einnahmen für diesen Bereich führen kann, hinterlässt bei uns einige Fragezeichen.
- Einnahmen aus Schul- und Vereinsschwimmen lassen sich nicht beliebig steigern – Schulen und Vereine haben feste Budgets. Höhere Kosten hier führen am Ende zu Mehrbelastungen im städtischen Haushalt – „linke Tasche, rechte Tasche“. Eine Entlastung des Haushaltes fällt damit nicht an.
4. Schulschwimmen hat Vorrang – und braucht mehr Zeit
Wir unterstützen den Vorrang des Schulschwimmens ausdrücklich. Alle Kinder sollen frühzeitig Schwimmen lernen – das ist eine Frage der Sicherheit und der Chancengleichheit. Dazu braucht es aber auch mehr Wasserzeiten für Schulen und verlässliche Übungszeiten für Familien. Dies tragen wir gerne mit.
5. Übergangslösungen ja – aber mit klarer Perspektive
Wir haben Verständnis für die aktuellen Herausforderungen bei der Personalgewinnung, insbesondere bei der Badeaufsicht. Deshalb unterstützen wir ein Übergangskonzept, das flexibel reagiert. Aber:
Unser Ziel bleibt ein zukunftsfähiges Hallenbad, das offen ist für die Bevölkerung, bezahlbar für Schulen und Vereine – und attraktiv für qualifiziertes Personal.
Wir werden der Vorlage daher nicht zustimmen.
Anja Raatzsch
Stellvertretende Fraktionsvorsitzende